Ein sehr häufiges Thema von Frauen ist die Frage nach dem Orgasmus mit einem Mann. Allein klappt „es“ wunderbar. Nur mit ihm wird es schwierig, obwohl die Lust gar groß ist.

Oft entstehen die Gewohnheiten dafür, wie du „es dir machst“, in der Kindheit. Manche Formen haben mit Stellungen oder Spannungen zu tun, die auf ein Erleben zu zweit nur schwer transferierbar sind. So ergeben sich gewisse „Einbahnstraßen“ bzw. „Autobahnen der Lust“, die dir zwar ermöglichen, geschwind einen Orgasmus zu zaubern, aber mit Partner nicht mehr funktionieren.

Hinzu kommt, dass es für die meisten Menschen schwieriger ist, mit der Aufmerksamkeit bei sich zu bleiben. Viele geraten automatisch in Performance- und Leistungsdruck, sobald ein anderer Mensch mit im Spiel bzw. im Bett ist.

Was nun?

Wenn du dir selbst lustvoll einen Orgasmus verschaffen kannst, so ist dies schon die Voraussetzung und ein großartiger Akt. Denn dein Körper und dein Nervensystem wissen, wie sich ein Orgasmus anfühlt. Dir kann niemand etwas vormachen.

Wie kannst du nun dein Können übertragen auf eine Begegnung zu zweit? In der Therapie/Einzelsitzung würden wir sehr präzise – sozusagen unter der Lupe – betrachten, wie du es ganz genau alleine schaffst, eine Erregung im Körper aufzubauen, die im Orgasmus gipfelt. Die Wege dorthin sind recht individuell und unterschiedlich. Dann würden wir schauen, was es für konkrete Möglichkeiten gibt, dein Repertoire zusätzlich zu erweitern, um es mit einem Partner ebenso zu genießen.

Wie herum jetzt?

Manchmal hilft auch eine bestimmte Stellung, in der der Unterbauch des Mannes deine Vulva berührt, um die Erregung auf den Peak zu bringen.

Die „Scherenposition“ im Liegen ist z. B. geeignet und für beide sehr entspannend. Der Oberschenkel des Mannes gibt hier zusätzlich flächigen Druck und Stimulation auf deine Vulva.

Du kannst dich in dieser Stellung nach Lust und Laune gut bewegen und ihr könnt im Augenkontakt verweilen.

Selbst ist die Frau

Eine weitere geniale Möglichkeit besteht darin, dass du dich beim Sex zusätzlich per Hand stimulierst.

Leider scheitert dies oft daran, dass viele Frauen von Bildern, wie es angeblich „richtig geht“, überschüttet werden. Sie müssen einige Scham-Hürden nehmen und Schuldgefühle abwehren, um währenddessen nicht in eine unlustvolle Selbstabwertung zu kommen.

Dabei ist diese Variante für beide Parteien oft entspannter und du hast die selbst gewählte Stimulation von außen plus die von innen durch den Penis.

Vielleicht kann dein Partner dich sogar unterstützen? Vielleicht gelingt es, die Erregung auf den Innenraum der Vagina zu übertragen und du schwimmst sogar freihändig auf den Wogen der Lust?

Äh, wie jetzt?

Anatomisch zeigt sich die Klitoris außen und setzt sich in der Vagina fort. Daher ist das reine Rein-Raus für die meisten Frauen zu wenig Stimulation. Du kannst die Erregung steigern mit deiner Hand außen an der Klitoris, mit dem Penis innen und über Entspannung Erregung in den Körper diffundieren lassen.

Die 5-Minuten-Terrine der Lust

Ein wichtiger Faktor ist bei allem auch die Zeit. Schnell, schnell, schnell funktioniert hier selten und Leistungsdruck lauert auch unter der Bettdecke. Dein Körper, dein Becken, deine Vagina brauchen Zeit, um wortwörtlich heiß zu werden. Es braucht Zeit, dass dein Gewebe rein physisch gut durchblutet ist. Aus meiner Erfahrung stehen viele Frauen unter enormen selbstauferlegten Zeitdruck, der genussvolles Erleben hindert.

Viele Frauen sind schon nach 5-10 Minuten sexueller Interaktion bei Gedankenschlaufen wie „bei mir geht nichts“ oder „ich bin nicht richtig“. Damit beginnt der innere Teufelskreis der Selbstabwertung und die Talfahrt der Erregung.

Erstaunlicherweise kommt selten jemand auf die Idee, bei einem mehrgängigen 5-Sterne-Menü alles hastig mit schlechtem Gewissen runter zu schlingen und auf die Uhr zu schauen. Im Gegenteil. Es wird sogar oft noch eine kleine Pause eingelegt, um mit heiterer Unterhaltung die Vorfreude auf den nächsten Gang zu steigern. Wie wäre das beim Sex?

Wie viel Zeit bist du dir wert? Wie viel Lust gestehst du dir zu?

Das selbstbewusste, selbstbestätigte Schwimmen auf dem Ozean der Lust ist für viele Frauen auch in heutiger Zeit nicht selbstverständlich. Die Loslösung von Scham- und Schuldgefühlen in Bezug auf die eigene Sexualität, womit du dich entgegen 2000 J alte Kulturgeschichte stemmst, ist ein etwas längeres Thema.

Es lohnt sich allerdings, mit Wissbegierde und liebevollem Forschungstrieb das Wunder der körperlichen Lust und die Welt der Sinne immer wieder neu zu entdecken!

Viel Spaß!

Passendes Seminar:

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Buchtipps zu diesem Thema:

„Komm wie du willst“ – Emily Nagoski