Fetisch?
Der bayrische Rundfunk hatte mich im Sommer 2022 nach einem Live-Interview zum Thema Fetisch angefragt.
Fetisch?!? Ich denke sofort an Rotlicht, was für mich ein optischer Fetisch ist. Der Lichtschein bringt mich per Knopfdruck in Verbindung mit meiner Sinnlichkeit. Ich erfreue mich an den in Rot getauchten Raum, der spontan zur erotischen Spielwiese wird, auf der alles Erdenkbare stattfinden kann. Glücklicherweise gibt s selbst bei Ikea Glühbirnen mit wechselnden Farben, die mit der Verzauberung des Lichtes spielen. Der Fetisch ist im Alltag eingezogen,- oder etwa nicht?
Was bedeutet eigentlich Fetisch?
Ursprünglich signalisiert das Wort „Glücksbringer“ und bezeichnete einen Gegenstand, dem magische Kräfte zugeschrieben wurden. Das ist nicht völlig abwegig: Heutzutage sind entweder Gegenstände oder auch Körperteile gemeint, die verknüpft sind mit Sex und Lust. Ein Fetisch dient der sexuell sinnlichen Erregung und Befriedigung.
Zu den bekannten Fetischen gehören z.B. bestimmte Stoffe wie Latex, Leder, Seide, die das Gefühl des Sinnlichen auf der Haut verstärken oder Korsetts für Menschen, die die Einengung und den Druck am Körper lieben.
Normal oder abnorm?
In der Gesellschaft ist der Begriff meist negativ besetzt und kommt erst langsam aus der Tabuzone heraus, indem man mehr darüber spricht.
Das hat auch mit dem Unverständnis zu tun, sprich, dass es Fetische gibt, die andere Menschen nie als sexuell erregend wahrnehmen, wie Z.B. Zahnspangen, Windeln, Brillen oder Luftballons.
Wenn der Fetisch die Sexualität stark einengt, d.h., wenn eine Entladung bzw. Orgasmus ausschließlich in Kombination mit dem Fetisch stattfinden kann, wird es für die Betroffenen schwierig. Ebenfalls wenn sich alles um den Fetisch dreht, es zwanghaft wird und man es loswerden möchte, dann wird der Fetisch zum Problem.
Wenn der Fetisch wie ein Dämon wirkt und die betreffende Person darunter leidet, kann es in der Psychotherapie als Störung der Sexualpräferenz behandelt werden.
Sexualität ist erlernt und somit hat sich ggf. auch ein Fetisch im Leben entwickelt. Wenn es weder Leidensdruck schafft noch Grenzen von anderen überschritten werden, dann kann der Fetisch ein erfreulich sinnlicher Zusatz im sexuellen Erleben sein.
Ist er zusätzlich in die Partnerschaft eingebunden bekommt er seine ursprüngliche Bedeutung des Glücksbringers zurück und wird vom Tabu zum Plus in der Beziehung.
Wie steht es eigentlich um besondere Autos, bestimmte Markenware, das x-te Paar Schuhe und die Lust am Kauf des nächsten technischen Gerätes oder Smartphones, was nicht wirklich benötigt wird? Sie lassen sich alle zu sozial akzeptierten Fetischen zählen, die im Alltag kaum auffallen, denn sie gehören schon zur Normalität.
Wichtiger als die Frage, ob der Bezug zum Fetisch normal ist, ist doch allemal die die Frage, ob es einen glücklich macht oder nicht.
Wer hier das Glück im Herzen trägt, lässt andere mit Leichtigkeit anders sein und erfreut sich der Vielfalt des Lebens.
Empfehlung für Neugierige: Institut für Körperforschung und sexuelle Kultur mit vielfach buntem Programm zum Reinschnuppern