Der Mensch wird als sexuelles Wesen geboren und bleibt dies sein ganzes Leben lang. Die ersten Lebenserfahrungen und eine liebevolle Atmosphäre sind maßgeblich für die Sicherheit im eigenen Geschlecht als Mann oder als Frau. In der frühen persönlichen Geschichte entsteht die Basis für eine lust- und genussvolle Sexualität, für natürliche Freude und einen gesunden Stolz auf den eigenen Körper.

Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung können durch innere Ambivalenzen, körperfeindliche Konzepte, gewalttätige und grenzüberschreitendes Verhalten der Eltern genauso entstehen wie durch andere Personen aus dem persönlichen Umfeld. Die Auswirkungen auf das sexuelle Selbstbewusstsein und Erleben des Heranwachsenden können sich in Einschränkungen im körperlichen Empfinden, in verminderter Genussfähigkeit sowie im Aberkennen der eigenen Schönheit und etlichen sexuellen Funktionsstörungen spiegeln.

Neben therapeutischen Maßnahmen und Interventionen kann Tantra hier wie ein heilender Balsam auf alte Narben wirken.

Mit Tantra einen Schatz an korrektiven Erfahrungen sammeln

Tantra ermöglicht korrektive sexuelle Erfahrungen. Gerade für Frauen ist die tantrische Haltung oft besonders wichtig und wirkt wie ein Geschenk. Im Gegensatz zu anderen Religionen und Kulturen, in denen das Weibliche dem Mann untergeordnet ist, die Lust der Frau herabgesetzt wird oder die Frau ausschließlich als Mutter verehrt wird, bietet das Tantra eine komplett andere Sichtweise:

Insbesondere wird im klassischen Tantra das Weibliche in all seinen Formen als Ausdruck der kreativen Kraft des Universums zutiefst verehrt. Nicht nur die Mutter oder das junge Mädchen, die Jungfrau, erfährt Verehrung, sondern auch die ältere, und vor allem die lustvolle Frau wird mit Achtung, Freude und Respekt wahrgenommen und behandelt. Das ist immer noch ungewöhnlich.

Die Haltung im Tantra ist geprägt von einer tiefen Verehrung des Lebendigen und des sexuellen Seins. Diese Haltung lässt sich durch tantrische Rituale, in denen man einen Schatz an neuen Erfahrungen sammeln kann, üben.

Ein wunderbares Beispiel für den tantrischen Balsam und die Möglichkeit der korrigierenden Erfahrung ist das Verehrungsritual. Bei diesem werden mit Worten und Gesten sowie liebevoller, achtsamer Berührung von Shiva oder Shakti neue Samen im Bewusstsein und im Nervensystem gesetzt, sodass sich Körper und Geist neu konfigurieren können. Der ganze Mensch kann sich entspannen, in Hingabe an das Leben loslassen und muss nichts mehr erfüllen. Das So-Sein dürfen, wie man gerade ist, das genussvolle sinnlich-körperliche Erleben wird zur Erfüllung und löst ein Lächeln des Entzückens aus, welches das Gegenüber in den ekstatischen Bann zieht.