Wahrscheinlich kennen alle die Zeiten des Verliebtseins, in denen sich unerschütterliche Kräfte plötzlich entfalten, und das Leben zu einem großartigen Taumel macht, angefüllt mit spektakulären sinnlich-sexuellen Begegnungen.

Berührungen und Blicke, zwischen denen die Luft zu flirren beginnt und jede Stunde mit dem oder der Geliebten zu einem ekstatischen Erlebnis wird.

Sexuelle Vereinigung wird zur Erfahrung der Verschmelzung und kann eine Ahnung davon geben, wie es sich anfühlt, in der allgegenwärtigen Präsenz – ganz gleich, welche Worte man dafür findet – gehalten zu sein. Tiefes Vertrauen breitet sich zellulär aus. Der bzw. die Geliebte wird zum Bindeglied der Erfahrung eines bisher unbekannten Seinszustandes.

Es ist weder planbar noch voraussehbar – es scheint wie ein Geschenk der „Firma Kosmos CoKG“ vom Himmel zu fallen.

Zersplitterung

Dieses Gefühl ist oft so gigantisch, dass man es gern wiederhaben möchte. Wiederholen ist schwierig, denn die Wahrheit liegt in der Veränderung. Die Akzeptanz dessen ist meist schwer auszuhalten. Auch ist man langfristig mit dem oder der Geliebten mit dem allzu menschlichen Dasein, Mustern und Gewohnheiten konfrontiert, die dauerhafte Ekstase durch Ernüchterung vernichtet. Die angestrebte Wiederholung wird immer schwieriger, schlägt manchmal sogar ins Gegenteil um oder verwandelt sich gar in Ablehnung.

Vom Erleben der Einheit mit einem anderen Menschen geht es schnell zurück in die Zersplitterung. Verstand, Herz und die Lust waren eben noch im Einklang, und nun? Ein fast automatisierter „Survival-Modus“ setzt ein. Ängste tauchen auf und fliegen meist unter dem Radar der bewussten Wahrnehmung. Was bedeutet das? Z. B. wird die begehrte Nähe sehnsüchtig durch zwanghaftes Einfordern versucht zurückzuholen und der bzw. die eben noch Geliebte verwandelt sich zum Klammmeräffchen. Angst ist ein ungeliebtes Phänomen und kann sich auch in Vorwürfe verkleiden oder in einen plötzlichen distanzierten Rückzug.

Der schmale Spalt der Zwietracht öffnet sich. Dabei geht es meist nur scheinbar um die andere Person. Denn der oder die andere ist innerhalb kurzer Zeit zum Zentrum des Seins geworden. Auf dieser Strecke des Zusammenseins haben sich die meisten Menschen selbst vergessen.

Akzeptanz

Es ist sehr schwer zu akzeptieren, dass die Rettung nicht im Anderen liegt, sondern im Erfahren der liebevollen Einheit mit sich selbst. Raus aus dem „Survival Modus“, wo man sich das Hirn zermartert, zurück im Körper, zur Zentrierung in dir selbst.

Zentrierung

Kannst du dein Gewahrsein in deine Arme und Beine schicken und sie tatsächlich spüren? Ist da Stabilität im Becken, in den Beinen, so dass du dich gut geerdet fühlst?

Vielleicht ist der innere Dialog immer noch laut und möchte dich aufwühlen und beschäftigt sein lassen, aber du musst ja nicht auf alles hören. Du brauchst weder jemanden innerlich „stalken“ noch dich in endlosen zu nichts führenden Gedankenschleifen verheddern, wenn du lernst, dich selbst zu beruhigen. Hat das Herz seinen Platz, so kann der Geist sich entspannen.

Innere Ekstase

Die Entspannung kann sich körperlich ausbreiten und wird spürbar wie ein riesiger, still glitzernder See. In diesem See gibt es immer noch Bewegung. Denn Kommentare, persönliche Geschichten, Meinungen etc. hören nicht auf, aber sie werden leiser. Nichts wird der Stille dieses Sees etwas anhaben können. Diese innere Stille kann zur kostbaren Erfahrung und zur inneren Ekstase werden, in der das So-Sein sich ausdehnen kann und gehalten wird vom unendlichen Raum.

Auch vom schönsten See kann einen das alltägliche Leben mit allen Herausforderungen wieder wegziehen, als wäre nichts geschehen. Es scheint, als sei der See in Vergessenheit geraten in einer Welt der To-do-Listen und allen Ereignissen des persönlichen Lebens.

Es gibt viele Arten, den Weg zurückzufinden und seinen Platz an diesem See einzunehmen und zu verinnerlichen – Tantra ist ein Weg.