Manchmal wirft das Leben einen in Situationen, die man sich weder wünscht noch vorstellen mag: Nach einer sexuellen Begegnung, egal ob nach einer kurzen Affäre, One-Night-Stand oder auch nach einem tantrischen Ritual, kündigt sich an, dass das Gegenüber keinen Kontakt mehr haben möchte. Der Abbruch des Verhältnisses wirft einen zurück auf sich selbst. Alles ist wie vorher, nur eben nicht ganz so. Insbesondere wenn das sexuelle Zusammensein außergewöhnlich berührend war.

Die Sache mit dem Sex

Sexualität kann wie ein Tor sein. Ebenso wie auch alle anderen Zentren, der Geist, der Verstand oder das Herz. Und hier kann so etwas wie Einheit erfahren werden. Ganzheit und Unendlichkeit gleichzeitig. Man kann das ewige Strömen fühlen, das immer durch uns hindurchfließt, aus der Ewigkeit kommt und ewig sein wird. Man kann auch „Gott“ dazu sagen. Egal welches Wort man nimmt, es ist erhebend. Kein Haus, kein Geld, nichts kommt dem gleich!

In diesem Moment hat wohl jeder das Gefühl: Das möchte ich noch einmal erleben! Wiederholung, Festhalten, Dableiben. Bitte nicht gehen! Man möchte etwas daraus machen: eine Liebesbeziehung, Partnerschaft, Heirat oder wenigstens eine sexuelle Beziehung. Irgendetwas muss doch möglich sein.

In manchen Fällen aber laufen alle Angebote und Versuche, diese Person festzuhalten, die einen zu diesem besonderen Erlebnis geführt hat, ins Leere.

Trotz allem Einsatz, trotz aller Liebe stellt sich heraus, dass es ausgerechnet mit dieser Person nicht geht.

Es gibt nur die Erfahrung. Und das ist auch schon alles.

Das Objekt der Begierde ist nicht zu haben, und schon ist man mit einer Leere konfrontiert. Meist ein unangenehmer Zustand, welcher sich gewohnheitsmäßig schnell in (Selbst-)Beschuldigungen, Wut oder Trauer entlädt.

Alles stirbt. Und verwandelt sich. Und gebiert sich wieder neu. Das fällt schwer zu akzeptieren. Manchmal.

Bahnbrechend und erschütternd ist die Erkenntnis, dass es keinerlei und überhaupt keine zwingende Notwendigkeit gibt, dass das Gegenüber dieselbe Erfahrung macht, ins selbe Königreich eintritt. Sogar wenn man winkend am Zaun steht! Nein, es war nur für einen selbst gemacht. In manchen Momenten ist das Gegenüber nur ein Bindeglied zur eigenen Erfahrung des Lebendigen.

Da kann man sich noch so sehr aufbäumen und gegen Wände treten. Es hilft nichts.

Aus dem inneren tobenden Racheengel wird bestenfalls irgendwann ein stiller See voll Dankbarkeit.

Verschmelzende Liebe

Die Suche nach dem wunderbaren Erlebnis der Verschmelzung und Liebe ist ein höchst menschliches Thema. Die ersten Erfahrungen erleben wir mit der Mutter. Beim Start ins Leben wird dieser Prozess der liebenden Verschmelzung erlebt und als positiv oder als negativ abgespeichert.

Für die meisten Menschen ist dies ein durchgängiges Thema im Leben. Entweder man möchte es unbedingt wieder erfahren oder rennt genau davor weg.

Beziehungen und Partnerschaften bilden u.a. ein Feld, wo diese Sehnsucht nach verschmelzender Liebe Nahrung findet und bestenfalls zu manchen Zeiten in neuer Form erlebt werden kann.

Tantra und Vereinigung

Das Tantra bezeichnet sich als Weg der Befreiung. Von was eigentlich?

Es fokussiert auf die Auflösung der EGO-Struktur und damit auf die Verschmelzung mit dem weitaus Größeren, was der Persona im Alltag unbegreiflich erscheint. Es lädt ein, dich an den Sternen festzuhalten und das „Ich“ sanft mit allen Farben des Universums einzuhüllen. Das Bewusstwerden der EGO-Struktur mit all den Konzepten, Erfahrungen und Gedanken ist ein lebenslanger Prozess, der Stück um Stück mehr Freiheit erzeugt. Man bekommt „mehr Luft“ innerhalb der eigenen Struktur. In diesen Raum breitet sich plötzlich mit jedem Atemzug eine sanfte Glückseligkeit aus.

Das Tantra öffnet einen Weg zu einer größeren Tür, durch das Erleben von Verschmelzung – vielleicht mit Hilfe einer Person. Und plötzlich findet man sich beim Übertreten der Schwelle selbst wieder.

Und siehe da, alles erscheint wie zuvor: Alle Gefühle, Gedanken und Vorstellungen sind noch da, nur hängen sie wie ein Mobile im Raum und schwingen je nach Wind in der Luft. Das „Ich“ kann sich orten und fühlen, ist aber nicht mehr so verklebt mit den Vorstellungen.

Es tanzt sich frei im unendlichen Raum. Die eigene Sehnsucht liegt dabei wie ein entspannter Hund auf seiner Decke, eingerollt in die Ewigkeit der Liebe. Jenseits des Egos und jenseits aller Vorstellungen.

Loslassen

So bleibt oft nur die Erinnerung an eine außergewöhnliche Begegnung bestehen, an diese besondere Zeit mit dieser Person.

Auch wenn sich Sehnsucht anschleicht, Ärger und Ressentiments immer wieder Anlauf nehmen, ist es umso wichtiger, diese Kostbarkeit im Herzen zu bewahren.

Geliebte können zwar gehen, aber die Liebe bleibt einem immer erhalten. Manchmal bestückt mit einer diamantenschillernden Träne des Herzens, die das Pochen um so weicher klingen lässt.