Es ist anstrengend, eigene Gefühle und Wahrnehmungen vor sich selbst zu unterdrücken. Oft endet es mit einem
undefinierten Unwohlsein und Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben – bis zu Arbeitswahn, Süchten, Depressionen oder
z. B. auch der Unfähigkeit, Beziehungen aufzubauen oder langfristig zu halten.
Leider sind die meisten Menschen dermaßen gewohnt, einfach „zu funktionieren“, Gefühle „runterzuschlucken“ und sich
selbst zu manipulieren, dass dies komplett unter den Radar der bewussten Wahrnehmung fällt.
Die direkte Wahrnehmung macht uns zu einem fühlbaren Wesen. Sie ist die Basis für Mitgefühl – in erster Linie für
uns selbst und dann für andere. Neben dem „Funktionieren können“ macht sie uns menschlich. Spürbar. Real und
authentisch. Eine natürliche Folge davon ist die Entwicklung von Freude und Liebe.
Angenehme Gefühle sind heißbegehrt. Dagegen wird z. B. „Unsicherheit“ zum großen Feind im Alltag. Oftmals wird
kontraphobisch agiert: Um sich ja keine Nuance der Ängstlichkeit anmerken zu lassen, wird auf die Karte der Macht
und Autorität gesetzt. Unmerklich reduziert sich erst die Atmung. Der Körper wird starrer, die Stimme bekommt einen
anderen Klang und der innere Druck wird an das Umfeld weitergegeben.
Die Angespanntheit im Raum verstärkt sich. Leichtigkeit wird zur Mangelware. Leider wird dadurch auch die
Kreativität vermindert.
Situationen im Leben, die Spannung und Unsicherheit erzeugen, lassen sich nicht verhindern, sondern werden immer
mal wieder in verschiedener Form erscheinen. Man kann nicht entfliehen – aber man kann einen Rahmen schaffen, um
sich selbst zu regulieren und zum Herzen zurückzufinden. Eine Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, Präsenz zu
entwickeln.
Die eigene Wahrheit
Im Alltag ist es für Menschen sehr schwierig, im Moment zu sein – bei der eigenen Wahrheit. Erst recht, wenn sie
unangenehme Gefühle auslöst. Das ist ein Riesenthema. Es gibt unzählige Techniken und Methoden, um dorthin zu
gelangen, dabei ist es im Grunde einfach:
Solang der Verstand in Ruhe ist und an seinen Platz verwiesen, kann das Herz sich ausbreiten und ist einfach
präsent.
Die Unsicherheit darf mit da sein, ohne das Geschehen zu übernehmen. Dieser Lernprozess macht ungeheuer glücklich,
denn es wird keine Kraft mehr für Manipulation verbraucht.
Der Verstand hat oft die Idee, dass er wüsste, wie das geht, aber das Herz ist viel langsamer, braucht mehr Zeit
und trägt in sich Wohlgefühl und Stabilität.
Sich Zeit lassen und den Körper wahrnehmen ist eine Kunst in der heutigen geschwinden – insbesondere auch digitalen
– Gesellschaft.
Übung
Wie wäre es, für einen Moment mit 10 Atemzügen sich auf den Körper und das Herz zu besinnen?
Stell dir das Herz wie eine Blüte in deinem Brustkorb vor. Was für eine Blüte ist es? Welche Farbe hat sie? Mag
sie sich öffnen?
Stell dir vor, beim Einatmen kuschelt sich das Herz an die beiden Lungenflügel. Beim Ausatmen schafft es sich
wieder mehr Raum. Bei jedem Einatmen wird es sicher gehalten, beim Ausatmen wird es wieder frei.
Der Verstand betrachtet es von oben und bezeugt all die Vorgänge und Gefühle im Herzen. Er sieht all die
verschiedenen Regungen und bejaht sie. Der Verstand bezeugt mit Akzeptanz und Liebe.
Langsam fallen die Bewertungen und strengen Richtlinien weg. Das Außen fordert zwar ständig auf, etwas zu tun,
aber das Herz sieht es mit dem eigenen Auge. Es ist neugierig und mit Mitgefühl dabei. Es weiß, was ihm guttut
und zweifelt nicht an sich selbst, denn die gespürte Wahrheit ist in ihm zu Hause.
Herz und Verstand
Verwirrung taucht auf, wenn der Verstand versucht, sich zurechtzufinden, sich anzupassen und einfach nur
„funktionieren“ will, um Liebe von außen zu bekommen.
Das Herz ist Liebe und weiß um sich selbst. Es braucht gar nicht so sehr das Außen. Das Herz ruht also schon sicher
in sich selbst. Es hat ein zartes Gefühl für Freude und liebt es, sich zu verschenken. Dabei ist jede Träne
kostbar – die von oben nach unten rollt – denn sie führt immer zurück zum eigenen Herzen.
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